Bei EvoBus sollen laut Presseberichten rund 1.000 Mitarbeiter in den Werken Neu-Ulm und Mannheim vor der Entlassung stehen. Stadtrat Erich Krnavek wollte es genau wissen und bat den Betriebsrat um Informationen aus erster Hand. Am 2. April 2012 diskutierten Vertreter des Betriebsrats mit der SPD-Fraktion im Café Bistro Edison über zukunftsfähige Lösungen.
Der Betriebsratsvorsitzende Fritz Beck, sein Stellvertreter und Tarifexperte Hans-Jörg Müller sowie der Betriebsrat und SPD Ortsvereinsvorsitzende Siegfried Messner gaben einen kurzen Einblick in die aktuelle Situation. Laut Beck treffe die Krise von 2008/2009, die seinerzeit Daimler heimsuchte, nunmehr die Bussparte. "Der Hauptgrund hierbei besteht darin, dass die öffentlichen Haushalte Sparpolitik betreiben - dadurch gehen von den Kommunen viel weniger Aufträge ein. Außerdem greifen die Wettbewerber EvoBus derzeit in aggressiver Weise an", so Beck. Im Besonderen würden die Wettbewerber dabei Ergebnisziele hinten anstellen, um eine bessere Stellung im Markt zu erzielen. Zudem sei EvoBus in den nächsten Jahren finanziell erheblich belastet durch Zukunftsinvestitionen in neue Baureihen und Technologien.
Leider sieht es für die Arbeitnehmervertreter derzeit nicht danach aus, dass die Führung von EvoBus in gleicher Weise gelassen reagieren würde wie 2009 die Daimlerspitze. Für Messner ist klar: "Das Maßnahmenpaket ist hart. Die Produktionsverlagerung in die Türkei, ein dadurch zu erwartender Personalabbau von rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Einschnitte bei der Arbeitszeit und Entgelt für die verbleibende Belegschaft können wir keinesfalls hinnehmen."
Noch vor zwei Jahren hatte sich der Betriebsrat zusammen mit der Geschäftsleitung auf gemeinsame Ziele geeinigt, mit denen die funktionale Auslastung sowie die Wertigkeit der Standorte Neu-Ulm und Mannheim gesichert werden sollten. Zudem hatte die Geschäftsleitung versichert, auf betriebsbedingte Kündigungen bis 2017 zu verzichten. Die Belegschaft hatte sich ihrerseits verpflichtet, mehrere Maßnahmen zwecks Kostenoptimierung mit zu tragen. Es wurde auch erwartet, durch den technologischen Vorsprung die Marktstellung von EvoBus wieder auszubauen.
Die Betriebsräte fragten sich nun zu Recht: Woher kommt dieser Sinneswandel? Die jetzige Situation lasse keine schlüssige Lösung erkennen. Deshalb arbeite der Betriebsrat an einem für alle Beteiligten akzeptablen Konzept mit, um den bereits 2010 gefundenen, bewährten und zukunftsfähigen Konsens zu sichern.
Der Fraktionsvorsitzende Karl-Martin Wöhner stellte sich im Namen der SPD-Fraktion hinter die Position des Betriebsrats: "Es muss eine für beide Seiten akzeptable, hinnehmbare Einigung geben. Wir ersuchen die Geschäftsleitung von EvoBus eindringlich, die angespannte derzeitige Situation nochmals gründlich zu überdenken."